Warum Projektentscheider von Zeit zu Zeit in die Kirche gehen sollten

Was der große Baumeister Wilhelm von Sens (1180) und der Wiederaufbau der Kathedrale von Canterbury (1175) mit erfolgreichem Projektmanagement von heute zutun hat.

Für einen Bauherrn des 12. Jahrhunderts war die Errichtung einer gotischen Kathedrale eine der größten architektonischen Herausforderungen. Die frühen Versuche, hohe Wände, spitz zulaufende Türme, hohe Fenster und schmale Spitzbögen zu bauen, fielen oftmals den physikalischen Kräften zum Opfer. Trotzdem lernten große Baumeister, wie Wilhelm von Sens († 11. August 1180) sehr schnell, wie man die Gesetze der Natur überwinden kann. Mit dem Wiederaufbau des Kirchenchores der Kathedrale von Canterbury (1175) setzte er neue Maßstäbe. Bauherren wie er lernten von den Misserfolgen ihrer Mitstreiter und verteilten zudem die Lasten eines Baukörpers anders. Trotz rudimentärer Kenntnisse über Statik und mathematischer Tragfähigkeitswerte, konnten von Bau zu Bau, von Erfahrungswert zu Erfahrungswert, immer neue Maßstäbe gesetzt werden.


Umso erstaunlicher erscheinen uns die aktuellen Diskussionen zu Fehlplanungen in Großprojekten in der heutigen Zeit. Was lief vor fast 1000 Jahren besser, und was können die Bauherren von heute von Wilhelm von Sens lernen?