Die Kunst der Ausschreibung oder wie zerlege ich einen Elefanten in mundgerechte Happen

Dr. Michael Fritsch über die Kunst, Großprojekte richtig auszuschreiben und die Fehler zu vermeiden, die teuer werden.

Der Sekt perlte wunderschön im Glas. „Ein schöner Tropfen, dem Anlass gerecht“, schoss es durch seinen Kopf. Alle waren sie heute da, der Vorstand, die Bereichsleiter, Abteilungsleiter – alle wollten der Feier zum Go Live des neuen Systems beiwohnen. 24 Monate hatte das Projekt gedauert, eine Vielzahl an internen und externen Mitarbeitern war beteiligt, viele Millionen Euro wurden investiert, in Lenkungsausschüssen wurde heftig diskutiert, in langen Projektnächten wurde verlorene Zeit aufgeholt, einige Wochenenden wurden der Arbeit geopfert, aber jetzt war das Ziel erreicht. Das neue System wurde – fast – in time und in Budget eingeführt und das war zu einem nicht unerheblichen Teil auch sein Verdienst, denn er war seit Start des Projektes der verantwortliche Projektleiter. Selbstverständlich wurde daher seine Schulter heute besonders häufig geklopft, aber er war Realist genug, das richtig einzuschätzen. Hätte die Einführung nicht geklappt, wäre sein Kopf einer der ersten gewesen, der... Aber lassen wir das heute, sagte er sich. Es hat funktioniert.